Auf einer beigen couich sitzen zwei Frauen. Die ältere Dame links sitzt vorgebeugt und hält sich die Hand an den Kopf. Die andere rechts hält ihre Hand und die andere Hand liegt auf ihrer Schulter.

Long Covid

Miriam Weihermüller

Sehr viele Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2-Erreger infizieren, leiden noch Monate nach ihrer Erkrankung unter diversen gesundheitlichen Problemen.

Im Verlauf der Pandemie hat sich gezeigt, dass selbst bei einem milden Corona-Krankheitsverlauf oder gar einer unbemerkten Infektion längerfristige Spätfolgen für die eigene Gesundheit bestehen bleiben können. Der Fachbegriff für diese Langzeitfolgen ist „Long Covid“.

Viruserkrankungen gelten grundsätzlich als tückische Angelegenheit. Die betroffenen Personen leiden nicht selten noch lange Zeit nach der überstandenen Infektion unter diversen Symptomen und Beschwerden. Insbesondere bei Entzündungen und Virusinfektionen, die die Lunge betreffen, werden längere Genesungszeiten beobachtet.

Gesundheitliche Langzeitfolgen kennen Mediziner auch von anderen Infektionserkrankungen wie zum Beispiel der Spanischen Grippe. Forschungsstudien lassen aber vermuten, dass nach einer SARS-CoV-2-Infektion die Langzeitfolgen zum einen häufiger auftreten und zum anderen auch länger bestehen bleiben können als etwa bei einer Influenza-Erkrankung.

Das passiert bei Long Covid

Long Covid Patientinnen und Patienten sind klinisch betrachtet von einer SARS-CoV-2-Infektion genesen. Das bedeutet, dass keine Corona-Viren mehr in ihrem Körper nachweisbar sind. Dennoch leiden diese Patienten noch immer unter teilweise starken Beschwerden. Vollkommen gesund sind sie also nicht.
Bei einem leichten Krankheitsverlauf dauert es ungefähr zwei bis drei Wochen, bis die Corona-Infektion ausgestanden ist. Bei einem mittelschweren oder schweren Verlauf verdoppelt sich die akute Krankheitsphase.

Auch nach dem akuten Krankheitsstadium entwickelt jedoch ein großer Teil der Betroffenen verschiedene Krankheitssymptome. Experten zufolge leiden ungefähr 80 % der Patienten, die aufgrund ihrer Corona-Virusinfektion stationär behandelt werden mussten, unter gesundheitlichen Langzeitfolgen.

Long Covid betrifft aber auch Menschen, die einen milden oder gar asymptomatischen Krankheitsverlauf hatten. Ungefähr ein Drittel aller Covid-Patienten, die ihre Viruserkrankung im heimischen Umfeld auskurieren konnten, leiden ebenfalls unter den Corona-Langzeitfolgen.

Das Corona-Virus kann verschiedene Körperorgane befallen. Außer der Lunge können auch das Gehirn, die Nieren, das Herz, die Bauchspeicheldrüse, das Nerven- und Gefäßsystem sowie die Leber betroffen sein. Dementsprechend sind auch die möglichen Langzeitfolgen sehr vielseitig.

Long Covid oder Post Covid? Wo liegt eigentlich der Unterschied?

Die beiden Begriffe Long Covid und Post Covid sind inhaltlich voneinander abzugrenzen:

Unter Post Covid fallen alle Symptome, gesundheitlichen Störungen und Einschränkungen, die im Anschluss an die akute Krankheitsphase, in der Rekonvaleszenzphase, bestehen. Die gesundheitlichen Beschwerden treten meistens nach einem schweren bis kritischen Krankheitsverlauf auf und bleiben in der Regel mindestens 12 Wochen nach Beginn der Corona-Virusinfektion bestehen. Je nachdem, wie schwer die akute Corona-Erkrankung ausgeprägt war, können die Symptome und Beschwerden auch länger als 12 Wochen andauern, sich zum Teil sogar über Monate erstrecken.

Demgegenüber beschreibt das Long-Covid-Syndrom ein breitgefächertes Bild an gesundheitlichen Störungen und Symptomen, die mindestens vier Wochen nach der Corona-Virusinfektion bestehen.

Kurzum:

  • Long Covid: Die Beschwerden bestehen mindestens vier Wochen nach der SARS-CoV-2-Infektion.
  • Post Covid: Die Beschwerden bestehen wenigstens 12 Wochen nach der SARS-CoV-2-Infektion.

Symptome: Wie sieht Long Covid aus?

Long Covid hat ein sehr breitgefächertes Symptombild. Das führende Long-Covid-Leitsymptom ist die sogenannte „chronische Fatigue“: Gemeint ist hiermit eine schleichende, ausgeprägte Erschöpfung. Fatigue ist in nicht wenigen Fällen eine Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen und auch nach einer Corona-Virusinfektion kann sich diese schwere Erschöpfbarkeit bemerkbar machen. Sie kennzeichnet sich vor allem durch eine starke Müdigkeit und Belastungsintoleranz, doch es können auch verschiedene neurologische Symptome wie etwa Geschmacks- und Geruchsstörungen, Gedächtnisstörungen, Leistungsschwäche, Wortfindungsstörungen oder Kopfschmerzen beobachtet werden.

Die genauen Ursachen sind unter Wissenschaftlern und Medizinern jedoch noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird, dass es nicht das Virus selbst ist, dass zu diesem Symptom führt, sondern vielmehr die körpereigene Immunabwehr, die nach der akuten Infektionskrankheit noch nicht wieder zur Ruhe kommen konnte.

Bislang lässt sich noch nicht konkret sagen, wie lange die einzelnen betroffenen Patienten unter den Langzeitfolgen der COVID-19-Infektion leiden beziehungsweise, ob es zu bleibenden Gesundheitsschäden kommt.

Respiratorie

  • Schonatmung
  • starker und anhaltender Hustenreiz/Husten
  • Atemnot/Kurzatmigkeit (zum Beispiel bei moderater körperlicher Anstrengung wie etwa Treppensteigen oder Spazieren)
  • Lungenfibrose: Hier ist das Gewebe der Lunge so verändert, dass der Gasaustausch (Diffusionskapazität) zwischen Luft und Blut in der Lunge deutlich erschwert ist. Das führt zu einer Minderung der Lungenfunktion.

Herz-Kreislauf

  • Engegefühl und Druckgefühl in der Brust (Angina pectoris)
  • Schmerzbeschwerden in der Brust
  • Herzklopfen
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie)
  • Schädigung der Blutgefäße/Entzündungen in den Blutbahnen
  • Bildung von Blutgerinnseln, die zu sogenannten Mikrothrombosen führen können. Infolgedessen kann es zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auch zu einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) kommen.
  • Beeinträchtigung der weißen und roten Blutkörperchen (zum Teil über einen Zeitraum von mehreren Monaten)

Generalisierte Symptome

  • Erschöpfung, Abgeschlagenheit und ausgeprägte Müdigkeit
  • Chronische Fatigue
  • Kraftlosigkeit
  • Fieber
  • Schmerzbeschwerden, zum Beispiel Muskelschmerzen, Gelenk- oder Kopfschmerzen.

Neurologie

  • Konzentrationsprobleme
  • Wortfindungsstörungen & Sprechschwierigkeiten
  • Gedächtnisprobleme/Vergesslichkeit
  • Schlafstörungen (vor allem nach schweren Krankheitsverläufen)
  • Schwindelgefühle
  • Kopfschmerzen
  • Wahrnehmungsstörungen und Sensibilitätsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen
  • Gangunsicherheiten
  • Periphere Neuropathie-Symptome wie zum Beispiel Taubheitsgefühle oder Nadelstiche
  • Auch psychologische/psychiatrische Symptome wie zum Beispiel Anzeichen einer Angststörung oder einer Depression können auftreten.

Psychologie & psychiatrie

  • Anzeichen von Angststörungen
  • Anzeichen einer Depression
  • Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)

Magen-Darm-Trakt

  • Übelkeitsbeschwerden
  • Durchfall
  • Appetitlosigkeit (vor allem bei älteren Patienten)
  • Unterleib- und Bauchschmerzen

Hals-, Nasen- und Ohrenbereich

  • Geschmacks- und Geruchsverlust: Ein Verlust des Riechvermögens (Anosmie) tritt eher selten auf. Häufiger lässt sich hingegen ein vermindertes Riechvermögen (Hyposmie) beobachten.
  • Veränderte Geruchswahrnehmung (Parosmie)
  • Geruchswahrnehmungen in Abwesenheit der jeweiligen Geruchsquelle (Phantosmie)
  • Ohrenschmerzen
  • Entzündungen im Hals
  • Ohrenschmerzen

Sonderfall – Symptome bei Kindern

Auch bei Kindern kann es infolge einer Corona-Viruserkrankung zu gesundheitlichen Langzeitfolgen kommen. Ähnlich wie bei erwachsenen Betroffenen sind auch hier die häufigsten Beschwerden:

  • Leistungsminderung
  • Konzentrationsprobleme
  • Gelenkschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Erschöpfung und ausgeprägte Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Atembeschwerden

Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, wie oft Long Covid im Kindesalter auftritt und welche konkreten Risikofaktoren es gibt. Älter Kinder und Teenager scheinen aber nach derzeitigem Wissensstand häufiger unter langfristigen Gesundheitsbeschwerden zu leiden.

Einige Long Covid Symptome sind sehr unspezifisch. Sie könnten auch die Konsequenz der psychosozialen Belastungen sein, mit denen Kinder und Jugendliche während der Corona-Pandemie stetig konfrontiert sind. Die Symptome müssen also nicht in einem direkten Zusammenhang mit einer akuten Infektion stehen.

Verlauf: Wie entwickelt sich Long Covid?

Grundsätzlich lässt sich nicht exakt vorhersagen, wie schnell sich ein Mensch von einer akuten SARS-CoV-2-Infektion erholt.

Bei den meisten Personen klingen die Beschwerden innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen nach Beginn der Virusinfektion wieder ab. Ob danach noch weiterhin Symptome und Beschwerden bestehen, hängt nicht einzig von der Schwere der Erkrankung ab. Trotzdem entwickeln sich bei Menschen mit einem schweren Coronavirus-Krankheitsverlauf nach bisherigen Erkenntnissen wahrscheinlicher Long Covid Symptome.

Zudem können sich auch neue Beschwerden oder Symptome bemerkbar machen. Wie oft das jedoch der Fall ist, lässt sich bislang nicht konkret sagen. Dazu fehlen zum jetzigen Zeitpunkt noch wichtige Langzeitdaten zum Long-Covid-Verlauf.

Ebenso lässt sich derzeit nicht sagen, inwieweit die Beschwerden bestehen bleiben oder sich nach einer Zeit wieder zurückbilden. Auch in welchem Umfang es zu Organkomplikationen kommen kann, ist bislang noch unklar.

Ursachen und Risikofaktoren: Wer hat am ehesten Long Covid?

Es gibt einige Faktoren, die das Risiko für Long Covid deutlich erhöhen. Hierzu gehören:

  • Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht)
  • Lebensalter & Geschlecht: Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen leiden häufiger unter Long Covid als jüngere.
  • Chronische und psychische Vorerkrankungen
  • Nikotinkonsum
  • Schwerer COVID-19-Krankheitsverlauf
  • Asthma bronchiale
  • Mehr als fünf Krankheitssymptome in der ersten akuten Krankheitswoche

Therapie: Wie behandelt man Long Covid?

Aktuell sind lediglich die Symptome der Corona Langzeitfolgen behandelbar. Im Allgemeinen verbessern sich diese nach spätestens zwei bis drei Monaten, das konnten jedenfalls bisherige Beobachtungen aufzeigen. In einigen seltenen Fällen kann Long Covid jedoch auch länger andauern, im schlimmsten Fall sogar dauerhaft bestehen bleiben.

Für eine gezielte medikamentöse Therapie müssen zunächst einmal die Ursachen für die Corona Langzeitfolgen ermittelt werden. Daher werden spezifische Behandlungen bislang nur bei funktionellen oder kognitiven Leistungsminderungen eingesetzt. Die konkrete Therapiemethode richtet sich dabei schwerpunktmäßig nach den auftretenden Symptomen: So werden Schluck- oder Sprachstörungen beispielsweise logopädisch behandelt. Eine Ergotherapie kann hingegen bei Bewegungs- und Wahrnehmungsstörungen gute Resultate hervorbringen.

Auch eine Physiotherapie kann mithilfe gezielter Krankengymnastik oder mithilfe von Atemtherapien die Koordination, die Ausdauer sowie die Kraft fördern. Auch wenn eine kurze Reha noch keinen dauerhaften Heilungserfolg garantieren kann, so kann diese Zeit dennoch in besonders schweren Fällen zur Verbesserung der Beschwerden beitragen.
Bei emotionalen und psychischen Belastungen wie etwa Angststörungen oder Depressionen kann eine Psychotherapie zur Besserung der Symptome und Beschwerden beitragen. Auch der Austausch mit anderen in einer Selbsthilfegruppe kann sehr hilfreich sein.

Was Sie selbst tun können bei Long Covid

Die meisten Corona-Patienten werden aller Wahrscheinlichkeit nach wieder ganz gesund.
Wer eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden hat, aber dennoch an Folgeschäden leidet, sollte unbedingt das Gespräch mit einem Arzt/Ärztin oder einem Psychologen/Psychologin einholen. Eine gute Anlaufstelle ist in einem ersten Schritt auch die eigene Hausarztpraxis, um zumindest die physischen Symptome und Beschwerden zu lindern. Um langfristige körperliche oder psychische Folgen zu vermeiden, sollte anschließend ein Fachspezialist zu Rate gezogen werden.

Geben Sie Ihrem Körper ausreichend Zeit, um wieder vollständig zu genesen und die Viruserkrankung zu verarbeiten. Schonen Sie sich und tun Sie sich selbst etwas Gutes, um auf diese Weise wieder zu neuen Kräften zu gelangen.
Nach einer überstandenen Corona-Virusinfektion sollten Sie auch schrittweise und langsam mit Sporttraining beginnen. Überfordern Sie sich nicht und trainieren Sie langsam wieder Ihre Kraftausdauer.

Quellen

https://www.zusammengegencorona.de/informieren/koerperliche-gesundheit/long-covid-langzeitfolgen-einer-covid-19-erkrankung/
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/131696/Long-COVID-Jeder-3-aeltere-Erwachsene-entwickelt-nach-der-Genesung-weitere-Erkrankungen
https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/was-wir-ueber-long-covid-wissen/
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/long-covid-ist-ein-krankheitsbild-mit-vielen-gesichtern
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html
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