Warum Barrieremethoden so wichtig sind

Barrieremethoden verhindern den direkten Kontakt von Schleimhäuten und Körperflüssigkeiten – und damit die Übertragung von Krankheitserregern. Sie sind die einzige Verhütungsmethode, die gleichzeitig vor ungewollter Schwangerschaft und STIs schützt.

Schutz Symbol

Doppelter Schutz

Laut WHO und RKI bieten Kondome bei korrekter Anwendung einen hohen Schutz vor HIV (etwa 80–95 %) sowie vor Chlamydien, Gonorrhoe und anderen STIs, die über Körperflüssigkeiten übertragen werden.

Prävention Symbol

Keine Hormone, keine Nebenwirkungen

Anders als hormonelle Verhütungsmittel greifen Barrieremethoden nicht in den Hormonhaushalt ein. Sie sind für die meisten Menschen gut verträglich und frei von systemischen Nebenwirkungen.

Zugänglichkeit Symbol

Breit verfügbar

Kondome sind rezeptfrei in Apotheken, Drogerien und Supermärkten erhältlich. Femidome und Dental Dams sind online und in spezialisierten Geschäften verfügbar.

Das Kondom (externes Kondom)

Das klassische Kondom – auch als „externes Kondom" oder „Penis-Kondom" bezeichnet – ist die bekannteste und am häufigsten verwendete Barrieremethode weltweit. Es besteht meist aus Latex, Polyurethan oder Polyisopren und wird über den erigierten Penis gerollt.

Wirksamkeit Symbol

Wirksamkeit

Bei perfekter Anwendung liegt der Pearl-Index bei etwa 2 (2 von 100 Personen werden innerhalb eines Jahres schwanger). Bei typischer Anwendung steigt er auf 12–18 – meist durch Anwendungsfehler wie falsches Abrollen oder Verwendung ohne ausreichend Gleitmittel.

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STI-Schutz

Kondome reduzieren das Risiko einer HIV-Übertragung um 80–95 % (Cochrane Review, 2012). Sie schützen auch gut vor Gonorrhoe, Chlamydien und Trichomoniasis. Bei HPV und Herpes ist der Schutz eingeschränkt, da diese auch über Hautkontakt übertragen werden können.

Material Symbol

Materialien

Latex: Am weitesten verbreitet, elastisch und zuverlässig. Polyurethan/Polyisopren: Latexfreie Alternativen für Allergiker. Lammhaut: Schützt nicht vor STIs, da mikroporöse Struktur Viren durchlassen kann.

Anwendung Symbol

Richtige Anwendung

Vor dem ersten Körperkontakt überstreifen. Reservoir an der Spitze freilassen. Nur wasserlösliche oder silikonbasierte Gleitmittel verwenden (Öle zerstören Latex). Nach dem Samenerguss festhalten und vorsichtig abziehen.

Häufige Fehler vermeiden

  • Falsche Größe: Zu eng = Reißgefahr; zu weit = Abrutschen. Kondome gibt es in verschiedenen Größen (49–69 mm nominale Breite).
  • Falsche Lagerung: Hitze, Kälte und direkte Sonneneinstrahlung beschädigen das Material. Nicht im Geldbeutel aufbewahren.
  • Abgelaufenes Haltbarkeitsdatum: Das Material wird porös. Immer auf das Datum achten.
  • Doppelt verwenden: Nie zwei Kondome übereinander – die Reibung erhöht das Risiko für Risse.

Das Femidom (internes Kondom)

Das Femidom – auch „Frauenkondom" oder „internes Kondom" genannt – wird in die Vagina oder den Anus eingeführt. Es besteht aus Nitril oder Polyurethan und hat zwei flexible Ringe: einen inneren zur Fixierung und einen äußeren, der außen verbleibt.

Selbstbestimmung Symbol

Mehr Selbstbestimmung

Das Femidom kann von der empfangenden Person selbst eingeführt werden – unabhängig von der Erektion des Partners. Das ermöglicht mehr Kontrolle über den eigenen Schutz und kann bis zu 8 Stunden vor dem Sex eingesetzt werden.

Analsex Symbol

Auch für Analsex geeignet

Das Femidom kann auch anal verwendet werden. Dabei wird der innere Ring entfernt, um das Einführen zu erleichtern. Studien zeigen eine gute Akzeptanz und Schutzwirkung bei analem Geschlechtsverkehr.

Wirksamkeit Symbol

Wirksamkeit & Schutz

Der Pearl-Index liegt bei perfekter Anwendung bei etwa 5, bei typischer Anwendung bei 21. Das Femidom schützt vor HIV und den meisten STIs. Da der äußere Ring Teile der Vulva bedeckt, kann es auch partiell vor HPV und Herpes schützen.

Gut zu wissen:

Das Femidom ist latexfrei (meist aus Nitril) und daher für Menschen mit Latexallergie geeignet. Es kann mit allen Arten von Gleitmitteln verwendet werden – auch mit ölbasierten Produkten.

Dental Dams (Lecktücher)

Dental Dams sind dünne, rechteckige Tücher aus Latex oder Polyurethan, die ursprünglich für die Zahnmedizin entwickelt wurden. Sie werden beim Oralsex über die Vulva oder den Anus gelegt und verhindern den direkten Schleimhautkontakt.

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Anwendung

Das Tuch flach über die Vulva oder den Analbereich legen. Nicht dehnen oder umdrehen. Für jeden neuen Bereich (z.B. von Vulva zu Anus) ein neues Tuch verwenden. Einmalgebrauch – danach entsorgen.

Schutz Symbol

Schutz vor STIs

Dental Dams reduzieren das Übertragungsrisiko von Herpes (HSV), HPV, Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis beim Oralverkehr. Da viele dieser Infektionen asymptomatisch verlaufen, ist Schutz auch bei vermeintlich „gesunden" Partnern sinnvoll.

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DIY-Alternative

Kein Dental Dam zur Hand? Ein ungeschmiertes Kondom kann aufgeschnitten und flach ausgebreitet werden. Einfach Spitze und Basis abschneiden, dann längs aufschneiden – fertig ist das improvisierte Lecktuch.

Verfügbarkeit Symbol

Verfügbarkeit

Dental Dams sind in Apotheken, Online-Shops und bei Aidshilfen erhältlich. Es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Farben. Die Kosten liegen bei etwa 1–3 € pro Stück.

Barrieremethoden im Vergleich

Welche Methode eignet sich für welche Situation? Die folgende Übersicht hilft bei der Orientierung – basierend auf wissenschaftlichen Daten zu Wirksamkeit und Anwendungsbereich.

Methode Geeignet für STI-Schutz Pearl-Index Besonderheiten
Kondom (extern) Vaginal-, Analsex Hoch (HIV, Chlamydien, Gonorrhoe) 2–18 Am weitesten verbreitet; verschiedene Größen
Femidom (intern) Vaginal-, Analsex Hoch; partiell auch HPV/Herpes 5–21 Latexfrei; bis zu 8h vorher einsetzbar
Dental Dam Oralsex (Vulva, Anus) Mittel-hoch (Herpes, HPV, Gonorrhoe) Nur Einmalgebrauch; DIY aus Kondom möglich

Wichtig:

Der Pearl-Index bezieht sich auf die Verhütungswirkung (Schwangerschaftsverhütung) und ist für Dental Dams nicht anwendbar. Der STI-Schutz hängt stark von der korrekten Anwendung ab – Studien zeigen, dass Anwendungsfehler der häufigste Grund für reduzierte Wirksamkeit sind.

Kombinierter Schutz: Barrieremethoden + andere Strategien

Barrieremethoden bieten einen guten, aber keinen absoluten Schutz. Für optimale Sicherheit empfehlen Fachgesellschaften eine Kombination mehrerer Präventionsstrategien – je nach individueller Situation.

Ergänzende Schutzmaßnahmen

  • Regelmäßige STI-Tests: Besonders bei wechselnden Partnern oder nach ungeschütztem Sex. Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch und werden nur durch Tests erkannt.
  • HPV-Impfung: Schützt vor den häufigsten krebserregenden HPV-Typen. Von der STIKO für alle Jugendlichen (9–14 Jahre) empfohlen, aber auch später noch sinnvoll.
  • PrEP (Präexpositionsprophylaxe): Tägliche Medikamenteneinnahme, die das HIV-Risiko um über 99 % reduziert. Verschreibungspflichtig; Kosten werden oft von Krankenkassen übernommen.
  • Offene Kommunikation: Über STI-Status, letzte Tests und Schutzpräferenzen sprechen. Studien zeigen, dass offene Kommunikation das Risikoverhalten reduziert.
  • Hepatitis-B-Impfung: Teil der Standardimpfungen; schützt vor einer häufig sexuell übertragenen Virusinfektion.

Mythen & Fakten zu Barrieremethoden

Rund um Kondome und andere Barrieremethoden kursieren viele Halbwahrheiten. Hier räumen wir mit den häufigsten Mythen auf – wissenschaftlich fundiert.

„Kondome reißen ständig"

Fakt: Bei korrekter Anwendung liegt die Reißrate unter 2 %. Die meisten Risse entstehen durch falsche Größe, abgelaufenes Material oder ölbasierte Gleitmittel bei Latex-Kondomen.

„Zwei Kondome sind sicherer"

Fakt: Das Gegenteil ist der Fall. Die Reibung zwischen zwei Kondomen erhöht das Risiko für Risse erheblich. Ein einzelnes, passend ausgewähltes Kondom ist deutlich sicherer.

„Oralsex ist sicher"

Fakt: Auch beim Oralsex können STIs übertragen werden – insbesondere Herpes, HPV, Gonorrhoe und Syphilis. Dental Dams oder Kondome reduzieren dieses Risiko.

„Femidome sind kompliziert"

Fakt: Nach 2–3 Anwendungen berichten die meisten Nutzerinnen von einer einfachen Handhabung. Das Einführen ähnelt dem eines Tampons und kann in Ruhe vor dem Sex erfolgen.

„Kondome verringern das Gefühl"

Fakt: Ultradünne Kondome (0,01–0,05 mm) übertragen Körperwärme und Empfindungen sehr gut. Die richtige Größe und ausreichend Gleitmittel verbessern das Erlebnis zusätzlich.

„Ich merke es, wenn ich eine STI habe"

Fakt: Viele STIs wie Chlamydien, HPV oder HIV verlaufen anfangs symptomlos. Man kann infiziert sein und andere anstecken, ohne es zu wissen. Regelmäßige Tests sind daher wichtig.

Fazit: Schutz ist Selbstfürsorge

Kondome, Femidome und Dental Dams sind wirksame Werkzeuge für sicheren Sex. Sie schützen nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern auch vor vielen sexuell übertragbaren Infektionen. Der Schlüssel liegt in der korrekten Anwendung und der Wahl der passenden Methode für die jeweilige Situation.

Sexuelle Gesundheit bedeutet, informierte Entscheidungen zu treffen – für dich selbst und deine Partner. Barrieremethoden sind dabei ein wichtiger Baustein, der durch regelmäßige Tests, Impfungen und offene Kommunikation ergänzt werden kann.

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