Mutter, Tochter und Vater kochen in der Küche und sind glücklich, dass die reine Hypercholesterinämie Vergangenheit ist.

Hypercholesterinämie: eine Fettstoffwechselstörung

Martina Stuppy
Eine reine Hypercholesterinämie bedeutet, dass zu hohe LDL-Cholesterinwerte im Blut nachweisbar sind. Erfahren Sie hier alles Wichtige!

Bei einer reinen Hypercholesterinämie ist das schädliche LDL-Cholesterin im Blut erhöht, während das nützliche HDL-Cholesterin auf einem zu niedrigen Level ist. Die Krankheit ist recht weit verbreitet und verursacht häufig lange keine Symptome, weshalb sie erst spät entdeckt wird. Lesen Sie hier mehr darüber, warum überschüssiges Cholesterin so gefährlich für die Gesundheit sein kann, woher die Fettstoffwechselstörung kommt und was Sie dagegen tun können.

Das passiert bei einer reinen Hypercholesterinämie

Die reine Hypercholesterinämie ist eine Fettstoffwechselstörung, in der Medizin auch als Dyslipidämie bezeichnet.

Charakteristisch für die Erkrankung sind erhöhte LDL-Cholesterinwerte und das bringt auch die Namensbezeichnung zum Ausdruck: „Hyper“ leitet sich aus der griechischen Sprache ab und bedeutet übersetzt „zu viel“, „übermäßig“. Der Begriff „ämie“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Blut“. Es ist also zu viel Cholesterin im Blutkreislauf.

Ein kurzfristig erhöhter LDL-Cholesterinspiegel ist im Allgemeinen unbedenklich, beispielsweise nach einer fettreichen Mahlzeit. Bei einer Hypercholesterinämie ist der Wert jedoch über einen längeren Zeitraum erhöht und das kann zu Blutgefäßverengungen und sonstigen lebensbedrohlichen Folgekrankheiten führen.

In der Regel sollte der Gesamtcholesterinwert im Blut bei einem erwachsenen Menschen unter 200 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) liegen (5,2 mmol/l).

Das Gesamtcholesterin besteht in der Regel zu 70 % aus LDL-Cholesterin. Das Verhältnis zwischen dem „guten Cholesterin“ (HDL) und dem „schlechten Cholesterin“ (LDL), also der sogenannte LDL/HDL-Quotient wird in der Medizin auch „Arteriosklerose-Risikoindex“ genannt. Je mehr „schlechtes LDL-Cholesterin“ und je weniger „gutes HDL-Cholesterin“ ein Mensch besitzt, desto höher ist der Arteriosklerose-Risikoindex und umgekehrt.

Ein LDL-Cholesterinwert über 116 mg/dl birgt laut der aktuellen Leitlinie für Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Grundsätzlich sollte der LDL-Cholesterinwert also so niedrig wie möglich gehalten werden. Die von Medizinern definierten Richtwerte beziehen sich jedoch auch immer auf das persönliche Risiko zur Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Liegt der LDL-Cholesterinwert bei einem Menschen unter 116 mg/dl, so besteht ein geringes Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben beispielsweise Menschen mit einer familiären Hypercholesterinämie. Bei ihnen sollte der LDL-Cholesterinwert unter 70 mg/dl liegen.

Von einer Hypercholesterinämie sind beide Geschlechter betroffen, also Frauen und Männer gleichermaßen. Die auftretende Häufigkeit der Fettstoffwechselkrankheit ist aber altersabhängig: Sie nimmt mit fortschreitendem Lebensalter zu.

Die Erkrankung ist in den westlichen Industrieländern recht weit verbreitet: Ungefähr jeder zweite, der älter als 40 ist, hat erhöhte Cholesterinwerte.

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die reine Hypercholesterinämie im Kapitel „Störungen des Lipoproteinstoffwechsels und sonstige Lipidämien“ unter den Nummern E78.0-E78.9.

Was ist eigentlich Cholesterin?

Für den Körper des Menschen ist Cholesterin überlebenswichtig. Konkret wird Cholesterin zu den sogenannten Nahrungsfetten (Lipiden) gezählt. Es ist zum einen ein wichtiger Bestandteil der Zellmembran und an verschiedenen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Zum anderen stellt der Körper aus Cholesterin Gallensäure, Hormone wie Testosteron und Östrogen sowie Vitamin D her. Den überwiegenden Teil des benötigten Cholesterins – ungefähr 90 % - kann der Körper selbst herstellen. Die übrigen 10 % müssen über die tägliche Nahrung aufgenommen werden. Wird nun über die Nahrung zu viel Cholesterin aufgenommen, versucht der Körper diesen Überschuss auszugleichen, indem die Eigenproduktion gedrosselt wird. Somit soll es nicht zu übermäßig erhöhten Cholesterinwerten im Blut (Hypercholesterinämie) kommen.

Cholesterin braucht im Körper Eiweiße als Transportmittel, um im Blut voranzukommen. Die Verbindung aus Cholesterin, Protein sowie weiteren Fetten wird also Lipoprotein bezeichnet. Die bekanntesten beiden Lipoproteine sind das HDL und das LDL.

Das LDL (Low Density Lipoprotein) bringt das Cholesterin aus der Leber dorthin, wo es im Körper benötigt wird. Es hat also eine sehr wichtige Aufgabe, dennoch wird es umgangssprachlich als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet. Ist nämlich zu viel LDL im Blut, können die Körperzellen es nicht mehr aufnehmen. Es kommt zu einer Cholesterinablagerung an den Blutgefäßwänden und infolgedessen zu Gefäßverengungen: Es entsteht eine Arteriosklerose. Die Ablagerungen in den Gefäßen können im schlimmsten Fall aufbrechen. Dabei können Blutgerinnsel entstehen. Verstopft nun ein solches Blutgerinnsel ein wichtiges Herzkreislauf-Gefäß oder ein Blutgefäß im Gehirn, kommt es zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall.
Das HDL (High Density Lipoprotein) ist der Gegenspieler des LDL. Es leitet nicht benötigtes Cholesterin wieder zur Leber zurück, wo es schließlich abgebaut werden kann. Dieses Cholesterin hat also eine schützende Wirkung und wird daher auch als „gutes Cholesterin“ bezeichnet. Wichtig ist aber auch hier, dass sich der HDL-Wert innerhalb eines Normbereichs befindet, nämlich bei ca. 40 mg/dl.
Darüber hinaus gibt es noch das VLDL (Very Low Density Lipoprotein): Es hat eine sehr geringe Dichte und ist eine Vorstufe des LDL. Diese Lipoproteine transportieren viele Neutralfette (Triglyzeride) und auch Cholesterin von der Leber zu den Zellen im Körper.

Lediglich 30 % des Cholesterins befinden sich frei im Körper. Die verbleibenden 70 % sind verbunden mit Fettsäuren (Cholesterinester).

Mediziner sprechen dann von gesunden Cholesterinwerten, wenn die HDL-Werte zu niedrig und die LDL-Cholesterinwerte erhöht sind. Bei ungesunden Cholesterinwerten ist es genau umgekehrt.

Der eigene Lebensstil spielt eine zentrale Rolle, wenn es um gesunde Cholesterinwerte und die Vermeidung gefährlicher Folgeerkrankungen geht. So kann beispielsweise eine cholesterinarme Ernährung mit nur wenigen tierischen Fetten einen entscheidenden Beitrag zu gesunden Werten leisten. Doch auch ein Rauchstopp, ausreichende körperliche Bewegung und ein gesundes Körpergewicht wirken sich positiv aus.

Symptome

Eine reine Hypercholesterinämie verursacht keine wahrnehmbaren Beschwerden. In einigen Fällen können Hautveränderungen entstehen: Gelbliche, manchmal pickelartige Fettablagerungen (Xanthome) können sich an den Beinen, den Armen, dem Gesäß oder auch an den Augenlidern bilden. Langjährig erhöhte Cholesterinwerte können zu Gefäßablagerungen und Gefäßverengungen führen. Infolgedessen kann es zu Symptomen wie einem Engegefühl in der Brust, Schwindelgefühle, Atemnot oder schmerzenden Beinen kommen.

Erhöhte LDL-Cholesterinkonzentration im Blut sind aber als ein Anzeichen für anderen Krankheiten zu sehen, denn zu hohe Cholesterinwerte können gefährlich für die Gesundheit werden:

Arteriosklerose (Arterienverkalkung)

Das LDL-Cholesterin sorgt im Körper für eine interne Cholesterinverteilung. Während bei einer Hypercholesterinämie die HDL-Lipoproteine vermindert sind, ist das LDL im Blut erhöht, sodass der Rücktransport zur Leber beeinträchtigt ist. Das überschüssige Cholesterin lagert sich in den Blutgefäßwänden ein und das setzt den Arteriosklerose-Prozess in Gang. Mit dem Cholesterin beginnen sich auch Fette, Blutbestandteile, Fasergewebe, Kohlenhydrate und Kalk in den Gefäßwänden abzulagern. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt!

Koronare Herzkrankheit (KHK) und Herzinfarkt

Durch die Gefäßverkalkung kommt es auch zunehmend zu einer Verengung der Blutgefäße. Betrifft diese Gefäßverengung die Herzkranzgefäße, so sprechen Mediziner von einer koronaren Herzkrankheit (KHK). So kann eine Hypercholesterinämie auch einen Herzinfarkt begünstigen. Die Herzkranzgefäße können in manchen Fällen nahezu komplett verschlossen sein, sodass der Herzmuskel nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden kann. Die Betroffenen verspüren ein starkes Druckgefühl sowie Schmerzen in der Brust. Auch Schweißausbrüche, Kurzatmigkeit, Herzrasen und Schwindelattacken können Hinweise für einen Herzinfarkt sein.

Periphere Verschlusskrankheit (pAVK) und Schlaganfall

Werden die Beinarterien durch eine Hypercholesterinämie geschädigt, kann es zu einer sogenannten peripheren Verschlusskrankheit (pAVK) kommen. Die Betroffenen leiden unter schmerzhaften Durchblutungsstörungen, insbesondere bei körperlicher Belastung wie etwa Spazierengehen.

Aufgrund der Hypercholesterinämie kann es jedoch auch zu einer Verengung der Gehirn- oder Halsarterien kommen und demzufolge zu einem Sauerstoffmangel im Hirn. Es kann zu kurzzeitigen neurologischen Ausfällen (transitorisch ischämische Attacke TIA) kommen wie zum Beispiel halbseitigen Lähmungen, doch auch zu einem Schlaganfall.

Xanthome – Fettablagerungen im Gewebe

Hierbei handelt es sich um Fettablagerungen im Gewebe, hauptsächlich in der Haut. Durch zu viel Cholesterin und zu viele Fette im Blut kommt es zu einer Fett- und Cholesterinablagerung am Rumpf bzw. an den Händen. Es entstehen gelblich-orange Hautverdickungen, sogenannte Xanthome.

Größere gelblich-bräunliche Verdickungen an der Haut der Knie oder Ellenbogen werden hingegen tuberöse Xanthome genannt.

Typischerweise treten auch gelbliche Knötchen am Gesäß sowie an den Bein- und Armstreckseiten auf. Diese Hauterscheinungen werden in der Medizin als eruptive Xanthome bezeichnet.

Hypercholesterinämie am menschlichen Auge

Überschüssiges Cholesterin kann sich auch in der Augenhornhaut ablagern. So kann am Rand der Hornhaut ein sichtbarer, grauweißer Trübungsring entstehen. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einem Arcus lipoides corneae. Ein solcher Lipidring zeigt sich vor allem bei älteren Menschen und wird als harmlos eingestuft. Tritt er bei Menschen vor dem 45. Lebensjahr auf, so deutet das eindeutig auf eine Hypercholesterinämie hin.

Verlauf

Wie eine Hypercholesterinämie verläuft, ist abhängig von der Form der Fettstoffwechselstörung.

Sind die Cholesterinwerte aufgrund eines falschen Essverhaltens erhöht, dann kann eine entsprechende Umstellung der individuellen Ernährungsgewohnheiten zu einer Normalisierung der Cholesterinwerte beitragen.

Wie eine sekundäre Hypercholesterinämie verläuft, hängt wesentlich davon ab, ob es erfolgreich gelingt, die Ursache der Fettstoffwechselstörung zu behandeln bzw. zu beseitigen. Ist beispielsweise eine Krankheit der Grund für die erhöhten Cholesterinwerte, sollte diese adäquat behandelt werden. Führen Medikamente zur Hypercholesterinämie müssen diese ausgetauscht oder abgesetzt werden.

Rein erblich bedingte Formen der Fettstoffwechselstörung wie zum Beispiel die familiäre Hypercholesterinämie verlaufen individuell auf sehr unterschiedliche Weise. Mediziner sehen erblich bedingte Hypercholesterinämien als gefährlicher an, denn bei diesen Erscheinungsformen können gefährliche Folgeerkrankungen früher eintreten als bei anderen. Das gilt insbesondere für Menschen, die die ursächliche Erbanlage von beiden Elternteilen geerbt haben. In einem solchen Fall ist es besonders wichtig, die Fettstoffwechselstörung frühzeitig zu behandeln und die erhöhten Cholesterinwerte abzusinken. Damit sinkt auch die Gefahr für gefährliche Folgeerkrankungen.

Allgemein lässt sich der Verlauf einer Hypercholesterinämie positiv beeinflussen. Eine gesunde Ernährungsweise, ausreichend Bewegung im Alltag und die Beseitigung weiterer Risikofaktoren kann die Cholesterinwerte auf ein gesundes Normalmaß absenken.

Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen kommt es aufgrund des Zusammenspiels unterschiedlicher Faktoren zu einer Hypercholesterinämie. Abhängig von den zugrunde liegenden Ursachen differenzieren Mediziner vier verschiedene Formen:

Reaktiv-physiologische Hypercholesterinämie

Hierzu kommt es durch ungünstige Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Typische Ursachen für die erhöhten Cholesterinwerte im Blut sind eine zu cholesterinreiche Ernährungsweise sowie eine erhöhte Zufuhr an Transfetten und gesättigten Fettsäuren. Das führt insgesamt zu einer Überbelastung des Stoffwechsels. Ein akuter Bewegungsmangel hat zusätzliche negative Auswirkungen.

Doch nicht jeder Mensch, der ungesund lebt und zu hohe Cholesterinwerte hat, ist auch gleich von einer reaktiv-physiologischen Hypercholesterinämie betroffen. Ein ungesunder und unausgewogener Lebensstil kann auch zu Mischformen führen.

Primäre Hypercholesterinämie

Erhöhte LDL-Cholesterinwerte können auch eine rein genetische Ursache haben. In einem solchen Fall sprechen Mediziner von einer primären Hypercholesterinämie.

Durch die veränderten Gene kommt es zu den stark erhöhten Cholesterinwerten. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob sich betroffenen Patienten gesund ernähren, Vorerkrankungen haben oder ausreichend aktiv sind.

Zur primären Hypercholesterinämie gehört beispielsweise die familiäre Hypercholesterinämie. Diese Krankheitsform entsteht monogen, das bedeutet, dass die Erbgutveränderungen nur einen bestimmten Teil des Gens (Erbanlage) betreffen.

Bei der familiären Form der Hypercholesterinämie ist das LDL-Rezeptor-Gen verändert. Das hat einzig eine Auswirkung auf den Cholesterinspiegel – es liegt somit eine reine Hypercholesterinämie vor.

Bei der familiären Hypercholesterinämie kommt es folgendermaßen zu einem hohen Cholesterinwert:
  • In der Regel findet der LDL-Abbau in den Zellen der Leber statt.
  • Damit die LDL-Lipoproteine jedoch in die Leberzellen gelangen können, muss das LDL an einer speziellen Andockstelle – sogenannten Rezeptoren – andocken.
  • Aufgrund der Erbgutveränderungen sind die Leberzellrezeptoren für das LDL-Cholesterin jedoch nur noch eingeschränkt funktionsfähig bzw. es existieren gar keine funktionierenden Andockstellen mehr.
  • Infolgedessen ist der Abbau des „schlechten“ LDL-Cholesterins in der Leber beeinträchtigt und im Blut reichern sich zu hohe Cholesterinmengen an.
  • Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.
Bei der familiären Hypercholesterinämie ist eine weitere Unterscheidung vorzunehmen: Es muss berücksichtigt werden, ob die genetische Veränderung von einem oder von beiden Elternteilen an das Kind vererbt wird. Davon hängt es ab, wie stark die familiäre Hypercholesterinämie letztlich ausgeprägt ist.
  • Vererbt nur Mutter oder Vater die genetische Veränderung, dann kommt es beim Kind zu einer sogenannten heterozygoten familiären Hypercholesterinämie. Die Cholesterinwerte befinden sich meistens zwischen 300 und 500 mg/dl. Von dieser Hypercholesterinämie-Form sind ungefähr einer von 500 Menschen betroffen.
  • Vererben hingegen beide Elternteile das Genmerkmal, entwickelt das Kind eine homozygote familiäre Hypercholesterinämie. In diesem Fall kommt es zu einem extrem hohen Cholesterinspiegel im Blut von ca. 500 – 1200 mg/dl. (12,9-30,9 mmol/l).
Diese Hypercholesterinämie-Form ist sehr selten und betrifft nur 1 von 1.000.000 Menschen.

Zu einer primären Hypercholesterinämie kann es auch im Rahmen einer sogenannten kombinierten Fettstoffwechselstörung kommen: Dann ist aufgrund der erblichen Vorbelastung nicht nur der Cholesterinspiegel deutlich erhöht, sondern auch die Blutfettwerte. Ein Beispiel für eine solche kombinierte Fettstoffwechselstörung ist die „familiäre kombinierte Hyperlipidämie“.

Sekundäre Hypercholesterinämie

Eine sekundäre Hypercholesterinämie ist dann gegeben, wenn andere Risikofaktoren, Verhaltensweisen oder Grunderkrankungen die Ursache für den hohen Cholesterinspiegel sind.

Zu diesen möglichen Grunderkrankungen gehören:
  • Akute intermittierende Porphyrie
Hierbei kommt es zu neurologischen Symptomen sowie zu kolikartigen Bauchschmerzen. Eine Porphyrie ist eine Gruppe seltener Stoffwechselerkrankungen, im Rahmen derer es zu einem Mangel an Enzymen kommt, die an der Bildung des roten Blutfarbstoffs Häm beteiligt sind. Häm ist ein bedeutender Bestandteil unterschiedlicher wichtiger Proteine im Körper.
  • Magersucht (Anorexie)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Cholestase (Gallenstauung): Hierbei kommt es zum Rückstau der Gallenflüssigkeit innerhalb der Gallengänge. Die Gallenflüssigkeit kann also nicht in den Darm abfließen.
  • Leberkarzinom (Leberkrebs)
  • Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose).
Auch bestimmte Arzneimittel können die Entstehung einer sekundären Hypercholesterinämie bewiken. Hierzu gehören zum Beispiel Androgene, Gestagene, Thiazide, Amiodaron, Glukokortikoide, Chlorpromazin oder Betablocker.

Auch Verhaltensweisen wie eine ungesunde Ernährungsweise im Alltag oder ein Bewegungsmangel können eine für diese Form der Hypercholesterinämie verantwortlich sein. Darüber hinaus kann diese Form auch infolge der Wechseljahre oder während der Schwangerschaft entstehen.

Mischformen der Hypercholesterinämie

In den meisten Fällen stecken mehrere Ursachen hinter erhöhten Cholesterinwerten. Solche Mischformen können also gleichzeitig reaktiv-physiologische, primäre oder auch sekundäre Gründe haben.

Die bedeutendste Mischform ist die sogenannte polygene Hypercholesterinämie. Verantwortlich für die hohen Cholesterinwerte sind mehrere kleine Veränderungen an unterschiedlichen Genen (aus diesem Grund auch „polygen“). Zudem können weitere Risikofaktoren oftmals auch ohne einen genetischen Einfluss eine solche polygene Hypercholesterinämie bewirken.

Die Genveränderungen sind sehr typisch für die polygene Form der Hypercholesterinämie, doch sie sind im Allgemeinen nicht ausreichend, um stark erhöhte Werte hervorzurufen. Aus diesem Grund braucht es in den meisten Fällen noch einen weiteren Auslöser, damit diese Mischform auftritt. Erst dann kann der LDL-Cholesterinwert im Blut deutlich erhöht sein.

Mögliche Auslöser für eine polygene Hypercholesterinämie sind beispielsweise ein zu hohes Körpergewicht, Diabetes mellitus, eine sehr kalorien- und fettreiche Ernährungsweise, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder auch bestimmte Arzneimittel.

Therapie

Das Hauptziel der Hypercholesterinämie ist die Senkung des zu hohen LDL-Cholesterinwertes im Blut. Das ist von zentraler Bedeutung, um langfristig das Risiko für Folgekrankheiten wie Arteriosklerose zu minimieren.

Angestrebt wird dabei in der Regel ein Cholesterin-Zielwert unter 160 mg/dl. Wenn ein betroffener Patient zwei oder mehr Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hat, sollte der Cholesterinwert sogar unter 130 mg/dl liegen. Ist es schon mal zu einer Gefäßerkrankung wie einem Herzinfarkt, einer koronaren Herzerkrankung (KHK) oder einer peripheren Verschlusskrankheit (pAVK) gekommen oder leidet der Patient an Diabetes, wird sogar ein Cholesterinwert von unter 100 mg/dl angestrebt. Liegt sowohl ein Diabetes mellitus wie auch eine Gefäßerkrankung vor, sollte der LDL-Cholesterinwert im Blut weniger als 70 mg/dl betragen.

Die Therapie einer Hypercholesterinämie baut daher auf verschiedenen Säulen auf:
  • Zum einen muss der individuelle Lebensstil verbessert werden. Hierzu gehört ausreichend körperliche Bewegung, aber auch eine fett- und cholesterinarme Ernährungsweise.
  • Eine weitere Säule der Behandlung ist die Beseitigung zugrunde liegender Ursachen: Wird die Hypercholesterinämie beispielsweise durch ein bestimmtes Medikament oder eine Erkrankung hervorgerufen, ist der Auslöser gezielt zu behandeln bzw. zu beseitigen.
  • Zum anderen geht es in der Therapie darum, Risikofaktoren auszuschalten: So ist ein zu hoher Blutdruck zu senken! Im Fall einer Diabetes-Erkrankung muss der Blutzucker gut eingestellt werden. Ein Rauchstopp ist ebenso wichtig wie ein Alkoholverzicht. Auch ein zu hohes Körpergewicht sollte unbedingt gesenkt werden.
Gesunde und „cholesterinfreundliche“ Ernährung

Bei einer Hypercholesterinämie spielt die tägliche Ernährungsweise eine zentrale Rolle. In einigen Fällen verbessern sich die Werte deutlich, wenn die Betroffenen ihr Ernährungsverhalten verändern. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass nicht mehr Kalorien aufgenommen werden, als der Körper täglich braucht, denn auf diese Weise kann Übergewicht vermieden werden. Die in Fetten enthaltenen Kalorien sollten maximal 30 % des Gesamtkalorienbedarfs ausmachen.

Versuchen Sie zudem fettarm zu kochen und tierische Fette möglichst zu vermeiden. Tierische Fette enthalten hohe Cholesterinmengen, während pflanzliche Fette reich an mehrfach ungesättigten Fetten sind. Cholesterin steckt also nur in tierischen Nahrungsmitteln und nicht in pflanzlichen! Besonders cholesterinreich sind Innereien, Hühnereigelb, fettreiches Schweinefleisch (zum Beispiel Würstchen oder Bauchspeck), Butter, Schmalz, Mayonnaise, Schalen- und Krustentiere, Tintenfisch oder Ölsardinen.

Wer nicht auf eine vegetarische Ernährung umsteigen möchte, kann zu mageren und cholesterinarmen Fleischsorten greifen wie etwa von Wild, Kalb oder Rind. Auch Forelle, Dorsch, Seelachs oder Zander sind cholesterinarm.

Im Vordergrund sollte also in jedem Fall eine cholesterinarme Ernährung stehen, das heißt, dass maximal eine Cholesterinmenge von 300 mg pro Tag erlaubt ist.

Medikamentöse Therapie

Wenn alle Therapiemaßnahmen nach mehreren Monaten noch immer nicht den gewünschten Erfolg bringen und die Cholesterinwerte weiterhin deutlich erhöht sind, braucht es den Einsatz cholesterinsenkender Medikamente.

Diverse medikamentöse Cholesterinsenker entfalten auf unterschiedliche Art ihre Wirkung:
  • Statine (CSE-Hemmer)
Sie gelten als das wirksamste Mittel zur Behandlung einer Hypercholesterinämie, denn sie blockieren die Cholesterinproduktion in der Leber. Diese Medikamente normalisieren teilweise die LDL-Rezeptorfunktion der Leber. Dadurch kann der LDL-Wert gesenkt werden. Bei einer familiären Hypercholesterinämie kann es erforderlich sein, dass schon im Kindesalter diese CSE-Hemmer eingenommen werden.

Bei einer schwer ausgeprägten Erscheinungsform der Hypercholesterinämie oder im Fall, dass die Behandlung mit CSE-Hemmern (Statinen) in der erforderlichen Medikamentendosierung zu viele Nebenwirkungen auslöst, können weitere Mittel zur Anwendung kommen. Die Kombination der Mittel können den Cholesterinwert oft stärker senken als die jeweiligen Wirkstoffe isoliert.

Zu diesen Mitteln gehören zum Beispiel Gallensäurebinder: Sie binden Gallensäuren im Darm, damit sie anschließend aus dem Körper ausgeschieden werden können. Damit werden nicht nur Gallensäuren ausgeleitet, sondern auch enthaltenes Cholesterin.

Gallensäurebinder allein können den Cholesterinspiegel um rund 25 % senken. In Verbindung mit Statinen ist der Behandlungserfolg noch größer!

Auch Cholesterinabsorptionshemmer (wie beispielsweise der Wirkstoff Ezetimib) können als zusätzliche Mittel eingesetzt werden. Durch diese Mittel soll verhindert werden, dass der Körper das Cholesterin im Darm in den Blutkreislauf aufnimmt.

Cholesterinsenkende Verfahren „extrakorporaler Art“

„Extrakorporal“ bedeutet „außerhalb des Körpers“. Vor allem gegen eine familiäre Hypercholesterinämie, die von beiden Elternteilen vererbt wird, hilft die klassische Behandlung, bestehend aus cholesterinarmer Diät und medikamentösen Cholesterinsenkern nicht weiter. Daher können andere Methoden in Betracht kommen.

Hierzu gehört zum Beispiel eine regelmäßige Blutwäsche, eine sogenannte LDL-Apharese: Bei dieser wird das überschüssige LDL aus dem Blut entfernt. Eine spezielle Maschine, an die der betroffene Patient angeschlossen wird, trennt unerwünschte Blutbestandteile vom überschüssigen LDL-Cholesterin ab. Das „gereinigte“ Blut wird anschließend wieder in den Körper zurückgeleitet.

Ein solches Behandlungsverfahren findet in regelmäßigen Zeitabständen statt, im Allgemeinen alle zwei Wochen.

Was Sie selbst tun können

Ein Hauptaugenmerk zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte liegt auf einer Veränderung des persönlichen Lebensstils.

Hier können Sie selbst einiges beitragen:
  • Reduzieren Sie überschüssige Kilos und sorgen Sie somit für ein gesundes Körpergewicht.
  • Essen Sie nicht zu viel Butter! Setzen Sie vielmehr auf wertvolle Pflanzenöle oder Diät-Margarine.
  • Achten Sie auf versteckte Fette in der täglichen Nahrung. Solche befinden sich oft in manchen Käsesorten, Fertiggerichten, Wurstwaren oder Soßen. Auch Fast Food ist sehr fettreich.
Setzen Sie auf fettreduzierte Lebensmittel, um eine Hypercholesterinämie vorzubeugen.
  • Kochen Sie möglichst fettarm. Grillen und Dünsten sind ideale Möglichkeiten der Mahlzeitenzubereitung und helfen Ihnen, eine Hypercholesterinämie vorzubeugen.
  • Essen Sie jeden Tag frisches Gemüse und vitaminreiches Obst.
  • Mindern Sie den Anteil cholesterinreicher Nahrungsmittel in Ihrer täglichen Ernährung.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Ballaststoff- und Eiweißversorgung. Insbesondere pflanzliches Protein kann erhöhte Cholesterinwerte senken. Ballaststoffe sorgen für einen lang anhaltenden Sättigungseffekt und verhindern somit eine übermäßige Nahrungsaufnahme. Flohsamen, Haferkleie und Pektin sollen Experten zufolge sogar einen direkten Einfluss auf die Hypercholesterinämie haben.
Ballaststoffe können jedoch die Wirkung einiger medikamentöser Cholesterinsenker schwächen oder sogar aufheben: Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt!
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten!
  • Radikale Diäten schaden Ihrem Körper und vor allem dem Stoffwechsel. Stellen Sie lieber langsam Ihre Ernährung um und verzichten Sie nicht abrupt auf alle Lebensmittel. Häufige und erfolglose Diätversuche sollen Experten zufolge sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen.
  • Sorgen Sie für ausreichend Sport und Aktivität in Ihrem Alltag. Sie müssen keineswegs zum Leistungssportler werden, doch moderate Bewegung im Alltag ist die Grundlage für gesunde Cholesterinwerte und ein normales Körpergewicht.
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